Börsenradio
Handelsdeal USA–EU: Stabilität oder Demütigung?
[Einspieler] Börsenradio Network AG, das Börsenwetter.
[Burkhard Wagner] Herr Grossmann traut sich es nicht, schlicht und einfach. Also es gab ja mal die Franzosen, die haben das mal intensiv diskutiert. Ich glaube, sogar haben eine Zeit lang eingeführt.
Die anderen europäischen Staaten hatten schlicht und einfach, Entschuldigung, aber den Arsch nicht in der Hose. Und letztendlich wissen wir auch nicht, was auf der anderen Seite gedroht wird. Also deswegen kein Thema, kein Ton diesbezüglich.
[Matthias Braunwalder] Der asymmetrische Handelsstil ist eine Demütigung für die EU, aber sie reflektiert die realen Machtverhältnisse. Ich glaube, das trifft es vielleicht ganz gut.
[Einspieler] Börsenradio Network AG, die Expertenmeinung.
[Burkhard Wagner] Mein Name ist Burkhard Wagner. Bin Vorstand der Partners Vermögensmanagement AG in München.
[Matthias Braunwalder] Mein Name ist Matthias Braunwalder. Ich bin verantwortlich für die Investmentstrategie bei Partners Vermögensmanagement AG in München.
[Andreas Groß] Und ich bin Andi Gross, die Stimme von Börsenradio. Ganz herzlich willkommen. Wir haben einen Deal.
Haben wir einen Deal? Also man weiß ja nichts Genaues eigentlich. Wie gehen jetzt Anleger um mit den Folgen einer Handelspolitik, die diesen Namen eigentlich nicht verdient?
Wie gehen Anleger um in einer Zeit, in der sehr viel Vertrauen verspielt wird und wurde und man sich offenbar ein neues Denkmuster gewöhnen muss? Wer sind die Gewinner? Wer sind die Verlierer?
Das sind sicherlich die Fragen, die auf uns alle einprasseln. Und ich freue mich jetzt auf Ihre Antworten. Ja, manche Länder verhandeln 20 Jahre, bis sie ein vernünftiges Handelsabkommen haben.
Trump macht das in 20 Wochen. Murks oder Geniestreich könnte man da fragen. Was wurde denn eigentlich verhandelt?
Wo besteht Einigung und wo noch nicht, Herr Wagner?
[Burkhard Wagner] Eine gute Frage. Wer einen Tornado erwartet, freut sich dann über das Unwetter, wenn es denn kommt. Also es passt nicht nur zum Wetter derzeit, zum Sommerwetter 2025, sondern auch zur politischen Situation mit dem Deal USA und Europa.
Die EU sieht die Vereinbarung als eine gewisse Stabilisierung. Fachleute und Kritiker sehen doch relativ hohe Zugeständnisse und eigentlich einen Mangel der Gegenseitigkeit. Was ist verhandelt worden?
USA erheben 15 Prozent Zoll auf die meisten EU-Importe. Dazu gehören Autos, Halbleiter, Pharmaprodukte statt der vorhergegebenen 30 Prozent. Vorher lagen die Zölle bei durchschnittlich einem Prozent, für Autos allerdings bei 27,5.
Des Weiteren verpflichten sich die Europäer, Gas und Flüssiggas, LNG abzunehmen, unter anderem oder Brennstoffe im Wert von bis zu 750 Milliarden US-Dollar über die nächsten drei Jahre und weitere 600 Milliarden US-Dollar Investitionen in den USA. Was auch immer darunter zu verstehen ist, das wird die Zeit noch zeigen in den nächsten drei Jahren. Des Weiteren natürlich auch die Bereitschaft zum Kauf von US-Rüstungsgütern, die nach wie vor ja weltweit, vor allem in der Ukraine, gebraucht werden.
Also das ist der Kern der Vereinbarung und hängt vielleicht auch politisch ein bisschen an dem Gedanken, dass man hier die USA nach wie vor zum Thema Ukraine noch benötigt. Das würde erklären, dass dann letztendlich das schon relativ einseitig vereinbart wurde.
[Andreas Groß] Also relativ einseitig, das heißt, die EU hat sich über den Tisch ziehen lassen?
[Burkhard Wagner] Ja, das können Sie jetzt so sagen oder auch anders. Aber aus unserer Sicht heraus, wir kennen ja nicht die Details der Vereinbarung definitiv, aber auch vom ersten Blick erscheint es so, ja.
[Andreas Groß] Sie haben gesagt, wenn man ein Tornado befürchtet, freut man sich, wenn es noch ein kleines Gewitterchen gibt. Aber jetzt mal Hand auf Herz, 15 Prozent auf alles. Also das kriegt ja nicht mehr der Praktiker hin.
15 Prozent auf alles, das ist doch kein Gewitter, das ist doch ein Tornado.
[Burkhard Wagner] Das ist doch eine Definitionsfrage. Also ein Gewitter kann trotzdem ordentlich rein scheppern. Also das ist genau der Punkt.
Ich meine, die Märkte sehen es noch relativ entspannt, freuen sich wahrscheinlich, dass es nicht zum Tornado gekommen ist. Die Freude überwiegt noch momentan. Aber wie nachhaltig das bleibt und bis dann die ersten Bremsspuren auch wirklich zu sehen sind auf dieser Vereinbarung, das geht ja jetzt erst los.
Und des Weiteren sicher auch der Blick nach vorne. Muss man befürchten, dass Herr Trump im Prinzip bei allen politischen Themen, die ihm so ein bisschen in den Kopf kommen in der nächsten Zeit, potenzielles Thema Zölle letztendlich wieder herausgezogen wird, um als Druckmittel entsprechende Wünsche durchzusetzen?
[Andreas Groß] 750 Milliarden US-Dollar, das ist die Zahl, für die die EU in den USA Energie kaufen soll. Also seit Montag beschäftige ich mich unter anderem auch mit diesem Thema. Und ich habe keinen Experten gefunden, der sagt, ja, das ist irgendwo vernünftig, alles schüttet in den Kopf.
Wo kommen die Zahlen her? Wo soll das herkommen? Das passt irgendwo hinten und vorne nicht.
Ist das letztendlich irgendwo ein großer Blöff? Und man weiß noch nicht, wer da wen vererbet?
[Burkhard Wagner] Nein, man weiß es nicht genau. Man bezieht als EU nach wie vor schon weit über 50 Prozent seiner gesamten Öl- und Gasvorkommen entsprechend aus den USA. Und der Wunsch ist natürlich da.
Kurios ist hierbei, dass eigentlich die entsprechenden Aktientitel in den USA noch überhaupt nicht reagiert haben. Ganz im Gegenteil. Also letztendlich dieses Zusatzgeschäft müsste ja eigentlich zu höheren Gewinnen führen.
Also das hat sich zumindest kurzfristig jetzt in den letzten Tagen bei den entsprechenden Aktien noch nicht ausgewirkt. Man muss abwarten.
[Andreas Groß] Gar keine Frage. Also ich habe heute Nachmittag noch einen Termin mit OMV, der großen Energieversorger in Österreich. Da sprechen wir im Finanzvorstand.
Da bin ich auch gespannt, was der dann sagt. Soll ich jetzt in den USA einkaufen? Ich kaufe doch dort, wo es am günstigsten ist.
Gehe ich mal davon aus, wird die Antwort sein. Also im Grunde genommen auch das gleiche Thema mit den Investitionen. 600 Milliarden Dollar Investitionen in den USA.
Wer will wem da was vorschreiben? Also wenn das so ist, dann sind wir ja freie Marktwirtschaft wie in China, oder?
[Burkhard Wagner] Naja, das ist ja noch nicht bekannt. Also da ist noch nicht bekannt, letztendlich, ob es jetzt wirklich staatliche Mittel sind, ob es irgendwelche EU-Mittel sind, ob es entsprechende private Investitionen sind. Das wird sich zeigen.
Also das tendiert schon eher zum Bluff. Also da muss man einfach schlicht und einfach mal abwarten, bis nähere Details dann wirklich bekannt sind.
[Andreas Groß] Aber Hurra erst mal. Wir haben zumindest irgendwo ein Deal. Und morgen ist der 1.
August und der kann dann irgendwo erst mal kommen. Und dann lösen wir es. Wie reagiert jetzt der Kapitalmarkt, Matthias?
Da gibt es ja verschiedene Aspekte. Wir können den DAX angucken. Wir können Einzelwerte angucken.
Wir können uns die Währungen anschauen. Beschreibt doch mal, was passiert ist und vielleicht was passieren wird.
[Matthias Braunwalder] Ja, also das Wort Unsicherheit, das mag der Kapitalmarkt ja gar nicht und die Anleger und hat eher einen toxischen Charakter. Und das fällt natürlich jetzt durch so einen Deal, wo wir zumindest Teilgewissheiten bekommen, ein Stück weit weg. Es kommt das Thema Planbarkeit, Klarheit wieder etwas mehr zurück.
Ja, aber die ersten Reaktionen waren doch sehr uneinheitlich. Es gab jetzt nicht die ganz großen Bewegungen und Ausreißer nach oben oder unten. Wenn man die Aktienseite anguckt.
Klar, wir haben in Europa die Autoaktien ein bisschen unter Druck. Stahlbauaktien hatten gewissen Dämpfer bekommen. Natürlich auch klar, ob der Inhalte des Abkommens.
In Amerika waren die Energieaktien eher die Profiteure, so die Chevrons, Exxon Mobiles dieser Welt. Da erwarten wir uns natürlich, wenn das alles so kommt, natürlich für die Zukunft noch ein bisschen mehr dann, wenn die EU Energiekaufverpflichtungen so eintreten, wie es im Abkommen steht. In den Schwellenländern kaum Reaktion.
Das war auch zu erwarten. Erst mal abwartende Haltung. Wo wir doch sehr starken Impact jetzt in den ersten Tagen sehen, ist auf der Währungsseite Euro-Dollar-Verhältnis.
Wir hatten einen sehr starken Euro jetzt zuletzt gesehen bei 1,18. Das kam deutlich zurück. Der Dollar hat wieder aufgewertet Richtung 1,14.
Und das ist sicherlich auch dem geschuldet, dass die Anleger den Deal als Risiko für die EU-Wirtschaft sehen. Insgesamt muss man sagen, der Kapitalmarkt regiert mit so einer Art Mischung aus Erleichterung und Skepsis auf das Ganze. Erleichterung natürlich, weil der ganz große Handelskrieg vermieden wurde.
Wir wissen, große Investitionsvolumina wurden von vielen Unternehmen zurückgehalten. Die jetzt vielleicht ein Stück weit wieder an den Markt zurückkommen. Und Skepsis aufgrund dessen, dass es natürlich doch, wie gerade eben beschrieben, schon sehr ungleiche Bedingungen aus dem Dealer vorgehen.
Und ja, wie es der IFO-Chef Fuest gestern gesagt hat, ich habe es mir aufgeschrieben, der asymmetrische Handelsstil ist eine Demütigung für die EU. Aber sie reflektiert die realen Machtverhältnisse. Ich glaube, das trifft vielleicht ganz gut.
Und dementsprechend, der Markt ist gelassen. Es herrscht eigentlich ganz gute Laune. Und er fokussiert sich ein bisschen auf die Zinsentscheidung von gestern Abend und auch die Quartalszahlen in Amerika, gerade der Magnificent Seven, die jetzt reinkommen und eigentlich durchweg relativ gut und positiv überraschen.
[Andreas Groß] Der asymmetrische Handelsstil, also das ist eine ganz diplomatische Beschreibung. Ihr habt euch völlig verarschen lassen. Also ich glaube, so kann man es auf den Punkt bringen.
Also wenn ich Ihnen so zuhöre, die Reaktion am Markt, ja, eigentlich Verhalten bis nicht vorhanden. Jetzt war vielleicht den Montag außer Acht gelassen. Da ging es dann ziemlich zur Sache.
Ausnahme eben beim Euro-Dollar-Verhältnis. Also man sagt das so, na ja, von 1,18 auf 1,15. Das klingt so ein bisschen.
Aber das sind ja Welten. Also für Währungen, für Forex ist das ja wirklich Welten.
[Matthias Braunwalder] Ja, absolut. Das ist schon ein größerer Schritt. Der zeigt aber, dass der Markt sich natürlich ziemlich einseitig zuletzt positioniert hat, raus aus Amerika, rein in die EU und in den Euro.
Und wenn diese Abkommen tatsächlich so umgesetzt werden, und wir haben ja gestern auch noch ein Abkommen in Südkorea dazu bekommen, das ähnlich geartet ist und in anderen Ländern wie Kambodscha, Vietnam, scheinen sie auch sich in die Richtung zu entwickeln. Dann ist es natürlich für den Standort USA schon mittelfristig positiv und stützt dann auch den Glauben wieder an die Institutionen und an diese Trump-Administration, muss man ganz klar sagen. Das ist schon ein Sieg für den Trump aktuell.
Aber die FED hat die Leitzinsen nicht gesenkt. Die FED hat die Leitzinsen nicht gesenkt. Das war auch zu erwarten.
Es war tatsächlich von vielen Anlegern gehofft worden, dass für die nächste Zinssitzung dann schon gewisse Aussagen getroffen werden. Auch das ist nicht passiert. Trotzdem geht der Markt davon zwei weiteren Zinssenkungen in 2025 aus.
Und das nährt die Hoffnung zumindestens, dass wir hier noch Stimulus bekommen, zusätzlichen.
[Andreas Groß] Wie wir uns positionieren, darüber sprechen wir gleich. Herr Wagner, wer sind denn aus Ihrer Erfahrung, ja gut, ich glaube, für den jetzigen Fall gibt es keine Blaupause, aber Sie als der Erfahrene hier bei uns im Kreis, wer sind denn die Gewinner? Wer sind aber auch die Verlierer dieses Deals?
Trauen Sie sich da eine Aussage zu?
[Burkhard Wagner] Die Details sind ja noch gar nicht so richtig bekannt. Wie gesagt, viele Fragen sind nach wie vor offen. Also das war der Disclaimer vorneweg sozusagen.
Der erste Eindruck ist natürlich da. Und letztendlich scheint es schon, dass US-Aktien nach wie vor natürlich den Status des wichtigsten Kapitalmarktes nicht verlieren, sondern eher attraktiver noch werden, wenngleich die Bewertung auch heute schon relativ teuer ist im Vergleich zu anderen Märkten. Nichtsdestotrotz sind natürlich US-Energiewerte, US-Rüstungswerte, Flugzeugbau in den USA, da gibt es ja nur zwei weltweit.
Also letztendlich verschiebt gerade die Währung da natürlich einiges. Entsprechend natürlich, wo keine Hand angelegt wurde, ist schlicht und einfach Technologietitel. Also die großen glorreichen sieben, die sich mit einer Digitalsteuer auseinandergesetzt sehen, haben kein Wort davon.
Wahrscheinlich ist das Thema dann doch zu heiß und man hätte andere politische Themen vielleicht irgendwie sich gefallen lassen müssen. Also auch da gekoppelt mit hervorragenden Gewinnmöglichkeiten. Das hat gestriger Tag gerade gezeigt in den USA.
Also die Gewinner sollte dann schon, wie gesagt, auf der US-Seite liegen. Verlierer wären wahrscheinlich dann hier nach wie vor vielleicht Stahl, Aluminiumtitel, wo das Thema ja immer noch nicht geklärt ist, immer noch die 50 Prozent draußen liegen. Das weitere natürlich klassische EU-Exportsektoren, die jetzt wenig drüben vertreten sind.
Nehmen Sie mal die Automobilhersteller, die die drüben produzieren, sprich wie BMW, die produzieren und reimportieren theoretisch wieder die Fahrzeuge zu Null, zu Null Zoll. Also das hat auch Vorteile, aber da muss man natürlich sehr genau hinschauen. Letztendlich, der Deal stärkt Amerika wirtschaftlich schon.
Währenddessen die EU eher momentan ein bisschen Stabilität erkauft hat, sich jedoch langfristig eher gewisse Wettbewerbsnachteile eingekauft hat.
[Andreas Groß] Ja, also Gewinner, Sie haben es glaube ich fünfmal US gesagt und auf der Verliererseite siebenmal EU. Also das spiegelt auch das wieder, was Sie eingangs gesagt haben. Also diese Asymmetrie dann gewissermaßen.
US-Flugzeugbau, also Boeing letztendlich. Wieso sollen die profitieren? Ist das jetzt wirklich allein Dollar?
[Burkhard Wagner] Ich gehe mir davon aus, dass jetzt, sagen wir mal, wenn die Technik bei beiden Unternehmen relativ gleich anzusiedeln ist oder die Technologie, der aktuelle technische Stand, dann geht es natürlich noch um die Themen, die gerade Boeing bewegt, dass halt technische Probleme wirklich zu Abstürzen geführt haben. Das ist natürlich Drama, dramatisch, darf nicht passieren. Aber Airbus ist so gescheit und sagt letztendlich da jetzt nichts Negatives dazu.
Aber am Ende sind es zwei große Gesellschaften, die diesen Wachstumsmarkt bespielen. Und entsprechend spielt hier in vielen, vielen Dingen wahrscheinlich der Preis dann schon die letztendliche Rolle. Und der Preis wird in Dollar gerechnet.
Also letztendlich tut sich dann ein Exporteur in den USA mit einem billigeren Dollar, der ja gewünscht ist, der ja gewünscht ist eigentlich von Trump und Trump und Co. Würde dann entsprechend die natürlich dann profitieren, ja.
[Andreas Groß] Sie haben gesagt, dieses Thema, ja, digitale Dienstleistungen, das ist noch außen vor. Es wäre ja auch so ein Ass gewesen bei den Verhandlungen. Ein Ass im Ärmel der EU, dass man sagt, okay, jetzt lassen wir uns mal über Digitalsteuer sprechen.
Auch wenn man mal so nachrechnet, Trump sagt ja immer, ja, ihr verarscht uns ja alle, so großen Handelsüberschuss. Und guckt euch mal die Zahlen an, allein bei Waren und so weiter. Und die Dienstleistungen, die lässt er ganz gerne außen vor.
Aber wenn man die mit reinrechnet, was man de facto tun muss, dann ist die Bilanz eigentlich, je nachdem, wie genau man hinguckt, fast ausgeglichen.
[Burkhard Wagner] Großmann traut sich es nicht, schlicht und einfach. Also es gab ja mal die Franzosen, die haben das mal intensiv diskutiert. Ich glaube, sogar haben eine Zeit lang eingeführt.
Die anderen europäischen Staaten hatten schlicht und einfach, Entschuldigung, aber den Arsch nicht in der Hose. Und letztendlich wissen wir auch nicht, was auf der anderen Seite gedroht wird. Also deswegen kein Thema, kein Ton diesbezüglich.
Und entsprechend muss man hier ganz klar sagen, das Wachstumsthema sowieso ist Technologie, ist KI. Und das wird auch weiterlaufen. Wenn man jetzt gerade die Microsoft-Zahlen sieht, wenn man die Metazahlen sich anschaut, da wird ein Geld verdient.
Das ist irre. Und das bleibt auch weiterhin so. Und dann hat man sich hier nicht dran getraut.
Ganz einfach.
[Andreas Groß] Da haben wir schon so eine leichte Idee, wo wir uns oder wie wir uns positionieren müssen. Matthias, wie positioniere ich mich jetzt am besten in dieser Situation, wo zum einen, hatten Sie gesagt, so ein bisschen Ruhe einkehrt, weil das Schlimmste abgewendet ist. Aber so richtig den Sicherheitsgurt, den kann ich noch nicht sehen.
Also ich kann mir vorstellen, das ist für Ihre Arbeit jetzt nicht besonders einfach.
[Matthias Braunwalder] Ja, wann ist es schon einfach? Aber man muss letztlich realisieren, dass die meisten Parameter aktuell auf grün stehen. Wie eben erwähnt, es sind zwei Zinssenkungen noch erwartet für dieses Jahr.
Arbeitsmarktzahlen kommen positiv rein. Die PMIs, die Einkaufsmanagerindizes gerade in den USA für den Dienstleistungssektor sind sehr ordentlich. Und die Quartalsberichtssaison, die aktuell läuft, ist auch überwiegend positiv.
Möglicherweise ob der geringeren Erwartung an dieses Quartal, aber überzeugt auf jeden Fall. Wir haben letztlich nur im saisonalen Bereich ein bisschen eine Warnleuchte an. Da haben wir jetzt schon so ein Level erreicht, wo jetzt eine Sommerflaute eher vor der Tür steht.
Sentiments sind auf einem relativ erhöhten Niveau. Eine gewisse Sorglosigkeit ist dementsprechend vorhanden, die natürlich immer auch das Ganze anfällig macht für unvorhergesehene Ereignisse auf Sicht der nächsten Wochen. Und wenn man sich auf die Positionierung im Portfolio konzentriert, dann muss man klar sagen, im taktisch kurzfristigen Bereich ist es wirklich schwierig, weil es einfach von politischen Entscheidungen abhängig ist, aktuell mehr denn je.
Und wenn wir uns dann die Einzeltitel angucken, dann ist schon wichtig, dass wir momentan auch die Erkenntnis aus diesem Deal heranziehen, wo wir sagen, die Unternehmen, die eben lokal fertigen, die lokale Lieferketten haben, das wird entscheidend sein für den künftigen Erfolg, wenn sich diese Handelsabkommen jetzt in der Breite durchsetzen. Also die Unternehmen brauchen so eine Art Local-for-Local-Strategie und die gilt es rauszufiltern. Und das kann man nicht pauschalisieren über die Branchen oder über die Sektoren, sondern man muss genau hingucken.
Tatsächlich, das werden wir versuchen. Das tun wir aktuell schon. Insgesamt auf der regionalen Schiene ist sicherlich so, dass viel nach Europa verschoben wurde.
Wir haben es zuletzt diskutiert. Die Cashflows, Inflows Richtung Europa waren gewaltig. Jetzt ist es tatsächlich so, wir haben da nur bedingt mitgemacht und haben schon an Amerika ein Stück weit festgehalten.
USA darf man nicht vernachlässigen. Man merkt es jetzt wieder, die kommen zurück. Die sind stark und die haben eine Dominanz global.
Und ja, deswegen USA im Portfolio hat einen wesentlichen Bestandteil. Insgesamt ist uns die letzten Monate noch aufgefallen, dass ob der Unsicherheiten, die einfach die Prognosen immer schwieriger machen, wir doch auch versuchen, den Anteil an alternativen Investments, das ist ein sehr heterogenes Bild, da müssen wir mal extern noch mal auf das Thema eingehen, erhöhen im Portfolio. Das sind einfach Investments, die weniger korreliert oder weniger stark am Kapitalmarkt, an den Aktienmärkten hängen, trotzdem aber Rendite generieren.
Den Anteil wollen wir perspektivisch eher höher ansetzen, um eben die Anfälligkeit der Vermögen durch diese Extremereignisse zu reduzieren. Mittel- bis langfristig muss man sagen, wir halten an der Strategie fest, Sachwerte überzugewichten in den Portfolien wie Aktien, Rohstoffe, wie Gold, um dem Vermögenspreis-Inflationsdrachen sozusagen entgegenzuwirken. Und ansonsten die Klassiker investiert bleiben, eben hauptsächlich in Sachwerten, eine gewisse Cashquote vorhalten, um antizyklisch zuzugreifen und dann eben versuchen bei dieser Volatilität, gute Geschäftsmodelle günstig zu kaufen.
Und dann ist man mit Sicherheit gut gerüstet für die Zukunft.
[Andreas Groß] Verhandelt ist schnell, investiert wird langfristig und die Richtung entscheidet der Markt. Jetzt geht es um Timing, Taktik und auch ein bisschen starke Nerven. Burkhard Wagner, Vorstand, Sprecher der Partners Vermögensmanagement in München und Matthias Braunwalder, der Leiter des Portfolio-Managements.
Ich danke Ihnen beiden.
[Burkhard Wagner] Dankeschön, Herr Groß.
[Matthias Braunwalder] Vielen Dank.
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