Spotlight
Deutschland packt die Bazooka aus – Ein Billionen-Wumms aus Berlin
Ein verrücktes Quartal liegt hinter uns.
Nach einer Faustregel wird einem neuen Amtsinhaber eine 100-Tage-Frist zugestanden, um sich einzuarbeiten und erste Erfolge vorzuweisen. Diese Zeit benötigt der 47. US-Präsident Donald Trump erst gar nicht, um die gesamte restliche Welt vor den Kopf zu stoßen.
Sei es die historische Rede seines Vizepräsidenten J.D. Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz, das Debakel mit dem ukrainischen Präsidenten Selenski im Oval Office, seine Pläne mit Grönland und Panama, die regelmäßigen Kapriolen seines Beamten-Jobkillers Elon Musk oder die zahlreichen Zölle, die angedroht und umgesetzt wurden. Anfang April belegte Trump die internationale Autoindustrie mit Strafzöllen von 25 Prozent auf alle Pkw, die nicht in den USA gefertigt werden. Darüber hinaus verhängte „Handelskrieger“ Trump am Liberation Day individuelle Zölle gegen fast den Rest der Welt. Internationale Gegenzölle auf US-Produkte werden angedroht. Es gibt schon weltweit die ersten Aufrufe, US-Produkte zu meiden.
Ohnehin muss man Trumps Politik eher unter dem Aspekt der „Deals“ sehen. Trump braucht mehr Staatseinnahmen, um seine Steuerpläne zu finanzieren. Er braucht Erfolge für die heimische Wirtschaft. Und selbst seine Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg resultieren offenbar verstärkt aus dem Wunsch, einen Deal über die Vorkommen Seltener Erden in der Ukraine abzuschließen.
Am Ende werden nach Meinung vieler Ökonomen alle verlieren. Die Maßnahmen werden dafür sorgen, dass die Inflationsraten wieder steigen. In den USA droht eine Stagflation, vielleicht sogar eine Rezession. Dadurch würde sich der Druck auf Trump dramatisch erhöhen. Dann könnten die Importzölle wieder aufgehoben werden. Sobald dies geschieht, dürften sich die Finanzmärkte deutlich erholen.
Sicher ist: Trump hat die langjährige Börsenweisheit
„Politische Börsen haben kurze Beine“ außer Kraft gesetzt. Politische Überraschungen aus dem Weißen Haus wird es sicherlich auch künftig geben. Nachdem die Kapitalmärkte größtmögliche Planbarkeit bevorzugen, sollten sich Anleger daher auf größere Schwankungen an den Aktien- und Rentenmärkten einstellen.
Deutschland verabschiedet XXL-Finanzpaket
Nach drei Jahren Rezession in Deutschland und der unbedingten Notwendigkeit, die größtenteils marode Infrastruktur zu sanieren sowie massiv in Verteidigung zu investieren, ist die neue Regierung zu drastischen Maßnahmen und zu einem Finanzpaket in noch nie dagewesener Höhe gezwungen.

Mit „Whatever it takes“ zitierte der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz sogar den Ex-EZB-Chef Mario Draghi, der 2012 zur Rettung des Euros dieses Zitat kreierte. Der Billionen-Wumms kommt an. Frankreichs Notenbankgouverneur Francois Villeroy de Galhau sieht das Programm als historischen Wendepunkt für Deutschland und Europa.
Allerdings sind schon mit der Ankündigung des Programms die Renditen der Staatsanleihen gestiegen. Es bleibt abzuwarten wie der Rentenmarkt reagiert, wenn die neu emittierten Staatsanleihen mit zweistelligen Milliardenbeträgen an den Markt kommen. Deutschland war bisher das „finanzielle Rückgrat“ Europas. Jetzt wird sich das Land massiv verschulden und sich damit an die Verschuldungsquoten der anderen EU-Länder angleichen.
Die finanzielle Stabilität des Euro und die Bonität Europas werden voraussichtlich darunter leiden. Außerdem braucht es zur Wiederbelebung der Wirtschaft nicht nur das nötige Geld. Es muss vor allem strukturelle Veränderungen geben. Hindernisse wie eine mittlerweile überbordende Bürokratie sind wachstumsschädlich.
Zumal viele Bürgerinnen und Bürger den Wumms schon jetzt merken. Mit steigendem Zins verteuert sich unter anderem der Immobilienkauf. Allerdings bietet das Programm nach Jahren der Krise die Chance auf eine Initialzündung der europäischen Wirtschaft mit sehr positiven Auswirkungen für deutsche Unternehmen. Die Aktien der vermeintlich profitierenden Branchen wie Waffenhersteller, Bau- und Infrastrukturtitel legten unmittelbar nach Ankündigung kräftig zu. Schließlich erwartet sie in den kommenden Jahren eine Auftragsflut. Das kommt einem Sonderkonjunkturprogramm gleich, das besonders der zweiten Börsenreihe neuen Aufschwung bringen wird: Denn diese Unternehmen sind mehr im Inland als international tätig. Fondsmanager Frank Fischer von „Shareholder Value“ spricht von einem „Milliarden-Booster“ für MDAX- und SDAX- Aktiengesellschaften.
US-Dollar – die Wurzel der wirtschaftlichen Gleichgewichte (Alles Mar-a-Lago)
Die Verschuldungsquote Amerikas liegt im Verhältnis zum BIP bei rund 120 Prozent. Dank Trump-Turbo mit weiter ansteigender Tendenz in den kommenden Jahren. Mittlerweile beträgt Amerikas Zinsbelastung schon 1 Billion US-Dollar pro Jahr! 2025 werden amerikanische Staatsanleihen in Rekordhöhe von 7 Billionen US- Dollar fällig und müssen neu finanziert werden. Kein Wunder, dass Trump Geld braucht. Da ist Kreativität gefordert.
Manche fragen sich, ob hinter Trumps Zollkapriolen nicht doch ein Plan steckt. Der frühere Credit-Suisse- Chefökonom und Trump-Vertraute Stephan Miran hat dazu ein 40-seitiges Dossier erstellt. Er sieht die Wurzel der wirtschaftlichen Ungleichgewichte in einer aktuellen Überbewertung des US-Dollars. Also muss der Dollarkurs runter. Einen ähnlichen Plan gab es schon einmal 1985 unter Präsident Ronald Reagan mit dem Plaza Accord. Gemeinsam mit anderen Staaten wollte man damals den Dollar gezielt abwerten, um die Wettbewerbsfähigkeit Amerikas zu stärken.
Trumps Team hat sich in der Zeit zwischen der Wahl und seiner Vereidigung regelmäßig in seiner Residenz Mar-a-Lago in Florida getroffen und den neuen Plan ausgetüftelt – den „Mar-a-Lago-Accord“. Dieser Accord beinhaltet ein ganzes Gruselkabinett an Maßnahmen, um den Handel mit US-Staatspapieren und den US-Dollarkurs zu beeinflussen: Von Gebühren für das Halten von Staatsanleihen bis hin zur willkürlichen Kürzung von Zinszahlungen. Solche politischen Maßnahmen hätten massive negative Auswirkungen auf Renten- und Aktienmärkte. Hier gilt es für Investoren wachsam zu bleiben.
Rohstoffe – Alles Gold, was glänzt?
Die Gold-Rallye geht in diesem Jahr weiter. Im ersten Quartal 2025 stieg der Goldpreis um weitere 19,7 % auf 3.120,00 US-Dollar. Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, Inflationssorgen und der zunehmenden Nachfrage nach physischem Gold, insbesondere aus Schwellenländern treiben den Goldpreis auf Rekordhöhen. Die internationalen Zentralbanken wollen unverändert ihre Goldreserven erhöhen und kaufen massiv Gold am Markt.
Silber bleibt trotz Wirtschaftsflaute wegen der industriellen Nachfrage interessant. Durch den zunehmenden Einsatz von KI, 5G-Netzen und Elektronik steigt die Nachfrage stetig. Elektro- und Hybridfahrzeuge benötigen Silber für Batterien, Sensoren und Schaltkreise. Schätzungen gehen davon aus, dass der Silberbedarf in den kommenden fünf Jahren um 30 Prozent steigen könnte.
Fazit für den Anleger:
Das deutsche XXL-Finanzpaket hat die Chance, die deutsche Wirtschaft aus ihrem Dämmerschlaf zu befreien. Vor allem europäische Value-Titel sowie Aktien kleinerer und mittelgroßer Gesellschaften sollten davon profitieren. Klassische Industrietitel sowie Unternehmen, die von der Sanierung der Infrastruktur und einem eventuellen Neuaufbau in der Ukraine nach einem hoffentlich bald eintretenden Frieden profitieren, erscheinen lukrativ. Das gleiche gilt für Aktien der Rüstungs- und Verteidigungsindustrie, wegen Russlands massiver Aufrüstung leider wohl unabhängig von einem möglichen Frieden in der Ukraine. Hier müssen Anleger für sich entscheiden, ob die ethische Überzeugung potenzielle Investments erlaubt.
Bei weiter steigenden Zinsen werden auf der Rentenseite europäische Unternehmensanleihen mit mittlerer bis längerer Laufzeit mit Renditen von ca. 4 Prozent p.a. wieder interessanter.